Gribow kurz nach der "Wende" !

 
Gribow im Besitz der von Gloedens

1669

hatte Felix Heinrich von Gloeden bereits für 7000 Gulden den Hornschen Teil Gribows sowie 2 besetzte Bauernhöfe und einen wüsten Bauernhof in Balitz erworben.

1689

kaufte er auch den in Konkurs gegangenen Bützowschen Teil für 4500 Gulden und für 2600 Gulden einen weiteren Hof in Balitz. Über beide Güter erhielt er einen Lehnbrief.

1724

erbte Jochen Gustav von Gloeden die Güter und trat sie an seinen Bruder Hans Carl ab. Dieser erweiterte den Gribowschen Besitz 2 Jahre später durch den Kauf eines weiteren Hofes. (Diesen Hof hatte Philipp Ernst von Horn an Familie Köller(Köhler) und 1703 an Bürgermeister von Corswandt verpfändet. Von Corswandts Erben kaufte ihn dann Hans Carl von Gloeden.)

1733

erbten Carl Gustav und Carl Ludwig von Gloeden die Rittergüter Gribow und Balitz. Carl Gustav ließ vermutlich 1785 die Schule in Gribow errichten, die auch die Kinder aus Balitz/Gloedenhof besuchten. In dieser Zeit machte die vermehrte Mischung landwirtschaftlicher und gewerblicher Betriebe eine gewisse Fortbildung des Bauernstandes notwendig. Erste Brennereien, Stärkefabriken und Papiermühlen entstanden.

Ein Gedenkstein im Gutspark erinnert noch heute an den Gutsherren. Die Inschrift lautet:

"Carl Gustav von Gloeden, Erbherr auf Gribow Balitz und Willerswalde. Gebohren zu Gribow den 30 . May a 1733. Bestimmte diesen Platz zu seinem und der seinen Begräbniß. Anno 1800. Herr gedenke unser im besten."

1810

erbte nach dem Tode seines Vaters Hans Felix Conrad (der Major) den gesamten Besitz, da sein Onkel unverheiratet starb. Das Gut hatte er schon seit 1801 verwaltet.

1814

kaufte er Balitz (den Wolffradtschen Anteil) und baute ein neues Wohnhaus. Er nannte das Gut "Gloedenhof". Der Major war aber sehr verschwenderisch und schon bald tief verschuldet, sodass seine Familie Not leiden musste und sein Besitz 1824 einer Vormundschafts-Verwaltung (bestehend aus dem Sohn C.F.Wilhelm, dem Schwiegersohn A.F. Bunge und dem Greifswalder Bürgermeister Dr. Gesterding) unterstellt wurde. Er starb in Gribow "in Folge eines auf der Rückreise von Anklam nach seinem Wohnsitz, in der Gegend von Quilow erfolgten Umsturzes des Reisewagens und der dadurch erlittenen Beschädigungen, am 27.September 1840"

Um 1820

soll in der "Schafwäsche" ein alter Taufstein gefunden worden sein, der später im Gutsgarten aufgestellt und bepflanzt wurde.

1840

Carl Felix Wilhelm erbte die beiden verschuldeten Güter. Er förderte besonders die Gartenwirtschaft, legte Spalierobst und die Rosenzucht an. Er wurde in Gribow begraben. Sein Sohn, Carl Gustav, bekam die Bewirtschaftung Gribows noch zu Lebzeiten seiner Eltern wegen Leichtsinns entzogen. Das Gut wurde nun verpachtet (u.a. an Buggenhagen und Horn) und weiter herunter gewirtschaftet.

Gribow im Besitz der Familie Bunge

1863

kaufte Theodor Bernhard Bunge von seinem verschuldeten Onkel mütterlicherseits, Carl Gustav von Gloeden, das Gut Gribow. Da Bunge bürgerlicher war, musste dafür die Zustimmumg der Lehnsritter eingeholt werden. Das Gut Gribow stand bis 1867 noch in Pacht, sodass die Familie erst in diesem Jahr übersiedeln konnte. Bereits im ersten Jahr begann Theodor Bernhard Bunge mit dem Bau von Drainage und Wirtschaftsbauten in Gribow.

Seit 1870

ließ er Gribow durch seinen 23 jährigen Sohn Axel bewirtschaften, dem er das Gut 1875 schließlich überließ. Ein Glücksgriff für Gribow, wie sich später herausstellen sollte, denn Axel Bunge besaß viel unternehmerisches Geschick und Pioniergeist. Er ließ neue Hofgebäude, die Mauer zur Chaussee und Unterkünfte für die Arbeiter bauen und modernisierte die Feldwirtschaft. 1887/88 soll er seinen Acker bereits mit Dampfkraft gepflügt haben.

Doch Axel gestaltete nicht nur die Gutswirtschaft nach modernen Verhältnissen um, er war auch Mitbegründer der Züssower Molkerei GmbH (1890 und Mitbegründer und Aktionär der Kleinbahngesellschaft Greifswal-Jarmen (1896) Insgesamt wurden für die Kleinbahn 1210 Aktien mit einem Gesamtwert von 1 210 000,- Mark verkauft.

(LA,Rep.65c Nr. 1412,S 202 RS.)

Carl, Ludwig, Bernhard, Theodor Bunge
Axel, Erdmann, Friedrich, Barnim, Bogislaw Bunge
1886

wurde die Schmiede gebaut

1888

brannte das Wirtschaftshaus und der Hühnerstall ab. Für die "Leute" musste vorerst im Haus gekocht werden.

Am 26.6. brannte dann auch das ca. 300 Jahre alte Herrenhaus ab. Vermutlich hatte die Köchin mittags mit Hobelspänen angeheizt, die brennend durch den Schornstein flogen und das rohrgedeckte Dach entzündeten. Am 1. 11. wurde das neue Herrenhaus, noch im Rohbau, bezogen. (Bis dahin hatte die Familie Bunge im Dorfschulhaus gewohnt.) Für den Hausbau sowie den Bau des Kornspeichers 1889 wurden Eichen aus den Wäldern gerodet.

1891

brannte durch Brandstiftung der Kuhstall ab.

(Zum Kuhstallbrand erinnerte sich Julie Bunge in ihren Aufzeichnungen zur Familienchronik wie folgt: "Kuhstallbrand am 25 Oktober 1891. Mutting weckt uns gegen 2.30 Uhr früh: Der Kuhstall brennt!! Himmelhoch schlugen die Flammen, ein brennendes Tier stand an der Mauer des Misthofes. Dann erzählt man uns, daß einige Kälber draußen auf dem Acker herumliefen. Aber die schönen bayrischen Ochsen hatte man nicht losbinden können, auch eine der beiden Mutterstuten sei verbrannt. Dann wurde bemerkt, daß an der großen Krippe bloß 11 tote Ochsen lagen. Also war ein Ochse rausgeholt und fortgebracht. Vermutlich hatten die Feueranleger den fortgeschafften Ochsen verkauft. Es war die Nacht zum Sonntag. Der Gützgower Gendarm Range war sehr in Tätigkeit mit Leute ausfragen und dergleichen. Man bekam nach und nach heraus, daß ein Schlachterwagen aus Wolgast das Ranziner Chausseehaus nachts passiert hatte, dort war ein Schlagbaum, der in der Nacht geschlossen war. Es wurde festgestellt, daß der Ochse auf der Tenne geschlachtet worden und nach Wolgast verschoben worden war. Von den Gribowern kam hierfür Strübing ins Gefängniss. Die Verhaftung Strübings und weiterer 2 Arbeiter wird in einer Meldung an den Regierungspräsidenten in Stralsund(LA, Rep.65c Nr.1108, S.244.) bestätigt.

1892

wurde der neue Kuhstall und der Pavillon im Gutsgarten gebaut.

1893

erfolgte der Bau des Bullenstalles

1896

führte die Greifsald-Jarmener-Kleinbahn (GJK) am Haus Chausseestraße 17 entlang durch Gribow. Der Ort erhielt einen Haltepunkt (Wellblechhütte/Standort heute Bushaltestelle-Feuerwehr/1950 abgerissen). Ursprünglich sollte die Strecke durch Dambeck verlaufen. Der dortige Gutsbesitzer zeigte aber kein Interesse. Axel Bunge hingegen stellte sein Grundstück kostenlos zur Verfügung und holte damit die Kleinbahn nach Gribow. Mit der Kleinbahnstrecke wurde die Brücke über den Swinowbach Richtung Ranzin gebaut.

Bedeutung der Kleinbahn für den Güter- und Personenverkehr

* Abtransport von Getreide, Kartoffeln, Holz, Feldsteinen, Kies und Sand; besonders (etwas 50% der Gesamtförderungsleistung) Zuckerrüben und Rübenschnitzel (Zuckerfabrik Jarmen)

* Verlegung von Feldbahnen zu den Stationen der GJK.

* Landarbeitertransporte zu den Gütern.

*Ausflugsverkehr von Greifwald und Verkehr an Marktagen nach Greifwald.

* Förderung der Entwicklung der Gastätten Z.B. in Weitenhagen und Potthagen (Bahnhofsgastätte, "Zur Schwedenschanze")

(11, S.278FF.)

Von September 1897 bis Mai 1945 war die GJK die wichtigste Verkehrsverbindung zwischen den Kleinstädten Gützkow und Jarmen sowie den Gemeinden und Gütern. Eine 12 km lange Strecke verband die Orte Dargezin, Fritzow, Gribow und Ranzin mit Züssow. Zunächst wurde der Zugverkehr mittels Dampflock betrieben, 1935 kam der erste Dieseltriebwagen zum Einsatz. Im Volksmund hieß die GJK "Der fliegende Jarmener".

(12, S.9ff.)

Bahnhof Wieck-Gützkow der GJK 1897

Von unbekannt - Stadtarchiv, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=7393022

Die Lok 99 4603. Vier davon waren bei der Kleinbahngesellschaft Greifswald–Jarmen eingesetzt
Durch die Zuckerrübentransporte besaß die GJK eine stabile wirtschaftliche Grundlage. Dabei wirkten sich schlechte Ernteergebnisse (u.A.1924 und 1927) direkt auf die Beförderungsmenge und somit aud die Einnahmen der Bahn aus. Der Rübentransport bewirkte auch, dass die Hauptmonate im Güterverkehr die Erntemonate November und Oktober waren.

(11, S.278 f.)

Zusätzlich zum Bau der Kleinbahn nutzten die einzelnen Güter Feldbahnen. Diese bestanden aus kurzen zusammensetzbaren Eisenbahnschienen, die man auf dem Acker ohne großen Aufwand verlegen konnte. So konnte Wagen auf Schienen auch schwer beladen werden, ohne im Boden einzusinken. Sie wurden von Pferden gezogen und hatten direkten Anschluss an die Gleise der GJK (Kleinbahngesellschaft Greifswald–Jarmen) (19, S.63.)
Die Bahnstrecke belebte auch den Personenverkehr zwischen Greifswald und der Umgebung. Besonders an den Wochenenden herrschte ein reger Ausflugsbetrieb. Das wirkte sich positiv aud das Gastgewerbe aus: Der Oberweichenwärter August Lewerenz in Dargenzin war nicht nur Fahrdienstleiter, sondern auch Gastwirt. Er soll seine Gäste zu jeder Tages- und Nachtzeit versorgt haben. Gingen die Vorräte - besonders das Bier - einmal aus, so wurde der nächste Zugführer, der in Richtung Greifswald fuhr, mit der Nachschubbeschaffung beauftragt. Die Greifswalder Brauerei befand sich ja gleich in der Nähe des Bahnhofes. Ein besonderes Original soll auch der Gastwirt Freude im Bahnhosrestaurant Potthagen - Weitenhagen gewesen sein. Bereits von der Veranda der Gastwirtschaft aus zählter er die Waggons der Bahn. Waren es viele, so teilte er seiner Frau in der Küche lautstark mit: "Mudder, bäut den tweiten Kätel an, hei hett wedder allerhand achter sick an´n Haken!" Gastwirt im "Lindenkrug" war dafür bekannt, dass er die angeheiterten Studenten nach ihren Ausflügen mit der Petroleumlampe zum Bahnhof geleitet.

(12, S.10 ff.)

Die historische Entwicklung des

Rittergutes Gribow